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Tipps für den Umgang mit belastenden Situationen in der Pflege: Strategien für Pfleger und Pflegerinnen

Pflege bedeutet hohe Verantwortung – und oft hohe Belastung. Erfahre, wie Pflegende mit einfachen Strategien ihre Gesundheit schützen und Belastungen professionell bewältigen können.

Pfleger und Pflegerinnen arbeiten täglich in einem Umfeld, das hohe emotionale, körperliche und kognitive Anforderungen stellt. Ob durch den Umgang mit schwerkranken oder sterbenden Patientinnen und Patienten, durch Zeitdruck, Personalmangel oder komplexe familiäre Dynamiken – belastende Situationen gehören zum beruflichen Alltag. Langfristig können solche Belastungen zu emotionaler Erschöpfung, reduzierter Arbeitszufriedenheit oder sogar zum Burnout führen. Umso wichtiger ist es, effektive Bewältigungsstrategien zu kennen und aktiv anzuwenden. Dieser Beitrag liefert praxisnahe, evidenzbasierte Tipps für Pfleger und Pflegerinnen, um mit belastenden Situationen professionell und gesundheitsförderlich umzugehen.

1. Emotionale Belastung früh erkennen

Ein erster Schritt im Umgang mit belastenden Situationen ist die Selbstwahrnehmung. Pfleger und Pflegerinnen sollten lernen, körperliche und psychische Warnsignale frühzeitig zu erkennen – etwa Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Rückzug oder das Gefühl der inneren Leere. Regelmäßige Selbstreflexion, etwa durch ein kurzes Tagebuch oder strukturierte Supervision, kann helfen, Belastungsmuster zu identifizieren, bevor sie chronisch werden.

2. Professionelle Unterstützung nutzen

Viele Pflegende neigen dazu, Belastungen allein zu tragen, aus Sorge, als „nicht belastbar“ zu gelten. Dabei ist es ein Zeichen von Professionalität, um Unterstützung zu bitten. Möglichkeiten umfassen:

  • Interne Angebote: Supervision, Balintgruppen, Mitarbeitergespräche oder betriebliches Gesundheitsmanagement.
  • Externe Beratung: Psychologische Beratungsstellen, Krisendienste oder die kostenfreien Angebote der Krankenkassen (z. B. über das Programm „Mein Rücken stärkt mich“ oder psychologische Kurzinterventionen).
  • Peer-Support: Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe kann entlasten und Normalisierung schaffen.

3. Klare Grenzen setzen

Empathie ist eine zentrale Kompetenz in der Pflege – doch Empathie ohne Abgrenzung führt zur emotionalen Überlastung. Pfleger und Pflegerinnen sollten lernen, professionelle Distanz zu wahren, ohne menschlich kalt zu wirken. Dazu gehört:

  • Die Unterscheidung zwischen Mitgefühl („Ich fühle mit dir“) und Mitleid („Ich fühle für dich“).
  • Die Akzeptanz, dass nicht alle Bedürfnisse erfüllt werden können – weder medizinisch noch emotional.
  • Das bewusste Beenden des Arbeitstages: Rituale wie das Ablegen der Dienstkleidung oder ein kurzer Spaziergang helfen, den Arbeitsmodus abzuschalten.

4. Zeit für Regeneration schaffen

Regeneration ist keine Luxusoption, sondern eine berufliche Notwendigkeit. Pfleger und Pflegerinnen sollten bewusst Zeiträume für Erholung einplanen – sowohl im Alltag als auch langfristig:

  • Kurzfristig: Kurze Pausen während der Schicht, Atemübungen, bewusste Atmung oder kurze Achtsamkeitsübungen (z. B. 3 Minuten bewusstes Wahrnehmen des Atems).
  • Mittelfristig: Regelmäßige Freizeitgestaltung, soziale Kontakte außerhalb des Berufs, sportliche Aktivitäten.
  • Langfristig: Nutzung von Erholungsurlaub, Sabbaticals oder Fortbildungen mit regenerativem Charakter (z. B. Kurse in Stressmanagement oder Resilienztraining).

5. Strukturiertes Zeitmanagement anwenden

Zeitdruck ist ein häufiger Auslöser für Stress in der Pflege. Ein realistisches Zeitmanagement kann entlasten:

  • Priorisierung nach Dringlichkeit und Wichtigkeit (z. B. mit der Eisenhower-Matrix).
  • Klare Kommunikation im Team über Aufgabenverteilung.
  • Dokumentation möglichst zeitnah, um Nacharbeit zu vermeiden.
  • Akzeptanz, dass nicht alles perfekt sein muss – „gut genug“ ist oft ausreichend.

6. Gesunde Lebensführung im Pflegealltag integrieren

Körperliche Gesundheit bildet die Grundlage für psychische Belastbarkeit. Gerade im Schichtdienst ist eine bewusste Lebensführung entscheidend:

  • Ernährung: Regelmäßige, nährstoffreiche Mahlzeiten; Vermeidung von Dauerstress-Essen (z. B. Süßigkeiten, Fast Food).
  • Schlafhygiene: Feste Schlafenszeiten auch nach Nachtdiensten; Reduktion von Licht und Lärm; Vermeidung von Koffein vor dem Schlafengehen.
  • Bewegung: Kurze Dehnübungen zwischen den Einsätzen, Treppen statt Aufzug, Spaziergänge in der Freizeit.

7. Sinnhaftigkeit der Arbeit bewusst wahrnehmen

Studien zeigen: Pflegende, die ihre Tätigkeit als sinnstiftend erleben, weisen eine höhere Resilienz auf. Sinn kann entstehen durch:

  • Kleine Momente der Verbundenheit (z. B. ein Lächeln, ein Dankeschön).
  • Die Wahrnehmung eigener Kompetenz und Wirkung (z. B. bei der Schmerzlinderung oder bei der Unterstützung im Sterbeprozess).
  • Die Erinnerung an die ursprüngliche Berufsmotivation – etwa der Wunsch, Menschen zu helfen oder medizinisches Wissen sinnvoll einzusetzen.

Regelmäßige Reflexion dieser Aspekte – etwa im Team oder in der Supervision – stärkt die innere Haltung und schützt vor Zynismus.

Fazit: Belastung ist unvermeidbar – Überlastung nicht

Belastende Situationen lassen sich in der Pflege nicht eliminieren – sie sind Teil des Berufs. Doch Überlastung ist vermeidbar. Durch Selbstwahrnehmung, professionelle Unterstützung, klare Grenzen und eine gesunde Lebensführung können Pfleger und Pflegerinnen ihre Belastbarkeit stärken und langfristig im Beruf bleiben. Institutionen tragen dabei eine Mitverantwortung: Sie müssen Rahmenbedingungen schaffen, die solche Strategien ermöglichen – etwa durch ausreichend Personal, Pausenregelungen und Zugang zu psychosozialer Unterstützung.

Pflege braucht nicht nur Engagement, sondern auch Schutzräume. Nur so bleibt sie menschlich – für die Patientinnen und Patienten und für die Pflegenden selbst.


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Leonie Ochel

Junior Medical HR Manager | Duale Studentin

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