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Umgang mit Schichtarbeit und Schlafstörungen in der Pflege

Pflegekräfte leisten Tag und Nacht Großes und das oft im Schichtdienst. Doch der unregelmäßige Rhythmus kann Körper und Geist stark belasten. Dieser Beitrag zeigt, wie Pflegende ihren Schlaf verbessern, den Biorhythmus stabilisieren und langfristig gesund bleiben können.

Pflegeberufe sind geprägt von unregelmäßigen Arbeitszeiten, Nacht- und Wechselschichten. Diese Arbeitsbedingungen stellen eine erhebliche Belastung für den menschlichen Biorhythmus dar und führen nicht selten zu Schlafstörungen, Erschöpfung und langfristigen Gesundheitsrisiken. Eine nachhaltige Auseinandersetzung mit diesem Thema ist zentral für die Gesundheit des Pflegepersonals – und damit auch für die Qualität der Patientenversorgung.

1. Auswirkungen von Schichtarbeit auf den Schlaf

Schichtarbeit bringt eine Verschiebung des natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus mit sich. Der sogenannte zirkadiane Rhythmus wird gestört, was häufig zu Ein- und Durchschlafproblemen, reduzierter Schlafqualität sowie chronischem Schlafmangel führt. Dauerhafte Schlafstörungen sind wiederum mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Stoffwechselstörungen und einer verringerten kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden.

2. Präventive Maßnahmen auf organisatorischer Ebene

Eine gesundheitsförderliche Schichtplangestaltung ist entscheidend. Zu den bewährten Strategien zählen:

            •          Vorwärts rotierende Schichtsysteme (Früh–Spät–Nacht)

            •          Begrenzung auf maximal drei Nachtschichten in Folge

            •          Mindestens 11 Stunden Ruhezeit zwischen den Diensten

            •          Vermeidung schneller Wechsel zwischen Früh- und Nachtdienst

Auch geplante Ruhephasen während der Nachtschicht sowie das bewusste „Vorschlafen“ vor Nachtdiensten (Banking Sleep) können zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit beitragen.

3. Individuelle Strategien für besseren Schlaf

Neben der Schichtgestaltung kann jede Pflegekraft aktiv zur Verbesserung ihrer Schlafqualität beitragen:

            •          Einhaltung einer konsequenten Schlafroutine, auch an freien Tagen

            •          Optimierung der Schlafumgebung (dunkel, kühl, ruhig)

            •          Verzicht auf koffeinhaltige Getränke und schwere Mahlzeiten vor dem Schlafen

            •          Nutzung von Sonnenlicht oder Tageslichtlampen zur Stabilisierung des Tag-Nacht-Rhythmus

            •          Vermeidung von Bildschirmzeit vor dem Einschlafen

Kurze Power-Naps (max. 20–30 Minuten) können vor allem bei Tagdiensten und in Pausen helfen, akute Müdigkeit abzubauen.

4. Digitale und therapeutische Unterstützung

Innovative Ansätze wie digitale Programme zur Schlafverbesserung (z. B. auf Basis kognitiver Verhaltenstherapie) bieten inzwischen vielversprechende Unterstützung. Diese Programme können orts- und zeitunabhängig helfen, negative Schlafmuster zu erkennen und zu verändern – besonders relevant für Pflegekräfte mit unregelmäßigem Dienstplan.

5. Bedeutung der Teamkultur und Unterstützung

Ein gesundes Arbeitsumfeld wirkt schlaffördernd: Wertschätzende Kommunikation, verlässliche Dienstplanung, kollegiale Unterstützung und Zugang zu Gesundheitsangeboten wirken sich positiv auf Schlaf und allgemeines Wohlbefinden aus. Führungskräfte in der Pflege sind gefordert, die Belastungen durch Schichtarbeit aktiv zu thematisieren und Schutzfaktoren zu fördern.

Fazit

Schichtarbeit in der Pflege lässt sich nicht gänzlich vermeiden – aber ihr gesundheitsschädliches Potenzial kann durch gezielte Maßnahmen deutlich reduziert werden. Dabei ist ein ganzheitlicher Ansatz gefragt: eine durchdachte Schichtplangestaltung, individuelle Schlafhygiene, digitale Hilfsmittel und eine unterstützende Arbeitskultur bilden gemeinsam den Schlüssel für erholsameren Schlaf und nachhaltige Gesundheit im Pflegeberuf.


Quellenangaben

            •          Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Empfehlungen zur Gestaltung von Schichtarbeit.

            •          Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): Schichtarbeit – Gesundheitliche Risiken und Gestaltungsempfehlungen.

            •          Schmidt, C. et al. (2023): Schlafqualität bei Pflegepersonal – Ergebnisse einer deutschen Querschnittstudie. Pflegewissenschaft.

            •          Schlafforschung.net: Schlafstörungen bei Schichtarbeit – Ursachen und Maßnahmen.

            •          Geiger-Brown, J., Rogers, V.E., Trinkoff, A.M. et al. (2012): Sleep, sleepiness, fatigue, and performance of 12-hour-shift nurses. Journal of Nursing Administration.

            •          TNO SleepCare Studie (2022): Digitale kognitive Verhaltenstherapie bei Pflegekräften im Schichtdienst.

            •          Pichler, A. (2021): Gesundheitsförderung in der Pflege – Handlungsempfehlungen für Führungskräfte. Springer Pflege.